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Biografie ( Projekt : Container, Kunsthaus Zug, DNS-Transport, Lötscher/Kleeb, Zug Text: Martino Stierli, Kunsthistoriker, Zürich)

Es ist einem schönen Zufall zu verdanken, dass das grafische Werk des 1933 in Zug geborenen Walter Friedrich Haettenschweiler
zu einem Zeitpunkt einer grösseren Öffentlichkeit präsentiert wird, da das «Studio für Werbung und Design» des Zuger Grafikers sein 50-jähriges Bestehen feiert. Das Jubiläum bietet Anlass, einen Blick auf die Arbeit eines der produktivsten visuellen Gestalter der vergangenen Jahrzehnte in der Schweiz zu werfen. Dies umso mehr, als «Haetti», wie er von Kollegen respekt- und liebevoll genannt wird, durch seine Typografie internationalen Einfluss ausübte und mit einer nach ihm benannten Schrift millionenfach Eingang in die Computersysteme gefunden hat, und so einem grossen Publikum, über die nationalen Grenzen hinaus, bekannt gemacht wurde. Dies gilt insbesondere für Stadt und Kanton Zug, wo Haettenschweiler nahezu sein gesamtes privates und berufliches Leben zugebracht hat. Der Zuger Grafiker mit Ausstrahlung weit über die Region hinaus ist Mitglied der SGD (Swiss Graphic Designers) und des iCTA (international Center of the Typographie Art), den führenden Berufsverbänden auf nationaler und internationaler Ebene.

Lehr- und Wanderiahre

Zunächst hatte bei Walter Haettenschweiler alles nach einem Architekturstudium ausgesehen. Mit 17 Jahren aber folgte er seiner künstlerischen Begabung und entschied sich 1950 für einen Wechsel
an die Kunstgewerbeschule Zürich, die damals unter der Leitung Johannes lttens stand. Von dessen systematischer Betrachtungsweise künstlerischer Fragen war Haettenschweiler beeindruckt. Noch nachhaltiger war der Einfluss des Fachlehrers für angewandte Grafik, Ernst Keller, der 1920 nach Zürich berufen wurde, aufgrund seiner langjährigen Lehrtätigkeit gemeinhin als «Vater der Schweizer Grafik» bezeichnet wird.

Unter seinen Schülern figurieren neben Haettenschweiler bekannte Namen wie der Schriftgestalter Max Miedinger, der konkrete Künstler Gottfried Honegger oder der Grafiker Josef Müller-Brockmann. Kellers Interesse galt der Verbindung von Schrift und Bild sowie der Stilisierung von Bildelementen ins Zeichenhafte. Mit dem Aufkommen der Montage-Ästhetik in der Nachkriegszeit ging zwar die Vorherrschaft der «Keller-Grafik» zu Ende, nicht aber sein Einfluss auf das Werk seiner Schüler. Weitere für den jungen Zuger wichtige Lehrer waren Alfred Willimann (Kalligrafie), Ernst Gubler, Walter Floshardt und Franz Fischer (figürliches Zeichnen), Heinrich Müller (Malerei) sowie Louis Conne und Heinrich Fischer (plastisches Arbeiten). Seine Ausbildung schloss Haettenschweiler 1955 ab.

Mit einem Stipendium der Stadt Zürich reiste der frisch gebackene Grafiker für einen kurzen Studienaufenthalt in die Bretagne, wo der Zuger KunstmalerHans Potthof seine Zelte aufgeschlagen hatte. Gemeinsam mit Potthof und einer Reihe weiterer Künstler. Darunter Eugen Hotz und Ursula Bavier, war Haettenschweiler später in der «Vereinigung Zuger Künstler» aktiv.
 

Zeitlebens war Haettenschweiler auch als Kunstmaler und Zeichner aktiv, mit regelmässigen Ausstellungen und einem Künstleratelier in Buonas am Zugersee. Er realisierte mehrere Kunst-am-Bau-Arbeiten in der Region Zug. Ein Übersichtskatalog zu seinem künstlerischen Werk erschien im Jahr 2000.

1959 heirateten er und Beatrice Schnieper. Die Familie Haettenschweiler-Schnieper lebte in Steinhausen, Buonas und Zug, sie hatten fünf Kinder.

Im höheren Alter führte Haettenschweiler in Zug die Galerie Kunst & Krempel. Nach seinem Tod 2014 hinterliess Haettenschweiler einen umfangreichen Nachlass in grafischer Gestaltung, Typografie und bildende Kunst.


Zwischen Kunst und Kommerz, bereits während seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule machte sich Walter Haettenschweiler unter seinen Kolleginnen und Kollegen einen Namen als unternehmungstüchtiger Mitstudent. Schon früh übernahm er Kundenaufträge aus der Wirtschaft und bereitete zielstrebig seine berufliche Laufbahn vor. Nach seinem Aufenthalt in Frankreich arbeitete Haettenschweiler für eine Weile als Firmengrafiker bei Kaffee Haag in FeldmeiIen‚ bevor er 1956 in Zug mit dem Namen «Studio für Werbung und Design» sein eigenes Atelier eröffnen konnte. Damit war er auch der erste Grafiker im Kanton, der jungen Leuten eine Lehre in seinem Beruf ermöglichte.

Auf die lokale Wirtschaftsgeschichte hat Haettenschweiler aber auch anderweitig gewirkt. ln seiner langjährigen Tätigkeit als angewandter Gestalter ist auf dem Platz Zug eine Vielzahl von Werbegrafiken und Firmenlogos entstanden. Auf nationaler Ebene hat sich der Grafiker dagegen unter anderem durch verschiedene seit den 1970er Jahren entstandene Briefmarkenentwürfe für die Schweizer Post in Fachkreisen Respekt verschafft. Gar internationale Beachtung fanden die vier zwischen 1954 und 1972 erschienenen Bande der Lettera»Reihe mit ihren innovativen Schriftentwürfen, von denen viele von Haettenschweiler selbst stammten. Begleitend zu seinem beruflichen Engagement hat der Zuger seine Ambitionen in der freien Kunst stetig weiterverfolgt. Seine bevorzugten Genres beim Zeichnen und Malen sind das Porträt sowie die Landschaft, wo der Künstler neben Reiseimpressionen immer wieder seine Verbundenheit mit der Region Zug zum Ausdruck bringt.

Ergänzungen

Zum 50 jährigen Jubiläum 2006 des Studio für Werbung konnte die Ausstellung vom Kunsthaus Zug im Container auch nach Zürich reisen.

Der Container war zwei Wochen zu Gast beim Museum für Gestaltung, parallel zur Ausstellung von Hans Finsler und die Schweizer Fotokultur. 2010 folgte eine weitere einzel Kunstausstellung von"Haetti" in der alten Kunsthalle von Zug. Gleichzeitig arbeitete er im Studio weiterhin an grafischen Aufträgen bis zu seinem Tode. 2013 erfüllte er sich einen lang ersehnten Wunsch und eröffnete seine Galerie Kunst & Krempel. In welcher er seine Werke und die von anderen Künstlern präsentierte. Aber auch die unterschiedlichsten gesammelten 

Antiquatitäten, von Möbeln über Geschirr bis zu Postkarten und Briefmarken, gab es in dieser "Wunderkiste" zu entdecken.

Auszug von Kunst Ausstellungen

Einzelausstellung 1991 Galerie Bomer, Zürich

Einzelausstellung 1992 Galerie zur Münz, Zug

Einzelausstellung 1998 Galerie Ziegler, Baar

Einzelausstellung 2004 Altes Kunsthaus, Zug

Einzelausstellung Typografie und Grafik 2006 Container Kunsthaus, Zug und Museum für Gestaltung, Zürich

Einzelausstellung 2010 Altes Kunsthaus, Zug

Galerie Kunst & Krempel, Zug 2013-2014

Ausstellung 2018 Galerie Carla Renggli, Zug


 

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